01.12.2008
Die Einschnitte in der Gesundheitspolitik sowie der Geburtenrückgang zwingen das St.-Marien-Hospital Marsberg zur Schließung der Geburtshilfe zum 31.12.2008.
Wie schon die Geburtshilfe am Warburger St. Petri Hospital vor drei Jahren steht nun auch die Geburtshilfe des St.-Marien-Hospitals in Marsberg vor dem Aus. "Die seit Jahren rückläufige Geburtenentwicklung zwingt uns zu diesem Schritt", bedauert der Verwaltungsdirektor Jörg Schneider die Schließung dieses Teilbereiches der Gynäkologie, in der in den letzten 25 Jahren über 6.400 Marsberger Kinder das Licht der Welt erblickt haben. "Angesichts der Finanznot der Kliniken sehen wir trotz intensiver Prüfung von Entwicklungsmöglichkeiten und Alternativen keine Möglichkeit mehr, diese Abteilung weiter aufrecht zu erhalten", erläutert Schneider weiter. Mindestens 500 Geburten bräuchte ein Klinikum, um eine Geburtshilfe entsprechend der wirtschaftlichen Vorgaben der Krankenhausfinanzierung anbieten zu können. Doch die Bevölkerungsentwicklung weist in eine andere Richtung, die auch das St.-Marien-Hospital schmerzlich zu spüren bekam: So sank die Anzahl der Geburten von 207 in 2002 auf nur noch 139 Geburten in 2007. "Dieser Schritt fällt uns nicht leicht, doch das Gesundheitssystem lässt uns hier keine andere Wahl. Gerade die kleinen Krankenhäuser bekommen die Mittelknappheit besonders zu spüren und die Leidtragenden sind die Menschen in Marsberg", kommentiert der Hausobere, Heinrich Lake, die Entscheidung, die das Direktorium in Abstimmung mit dem Krankenhausträger Ende November treffen musste.
Andere Bereiche sind von der Schließung nicht betroffen. Das Leistungsspektrum des St.-Marien-Hospitals Marsberg bleibt in vollem Umfang erhalten und kann sogar in den Kernbereichen im kommenden Jahr weiter ausgebaut werden. Zwar werden die gynäkologischen Patientinnen durch die Schließung aus organisatorischen Gründen in anderen Räumlichkeiten versorgt, doch das sei auch die einzige Veränderung. Im Gegenzug wird die Vor- und Nachversorgung ambulanter Patienten in einem neu zu schaffenden Bereich konzentriert. Dadurch können Abläufe insbesondere im Interesse der Patienten verbessert werden. "Gerade in diesem Jahr konnten wir im Bereich der Gastroenterologie und der Proktologie unser Leistungsspektrum weiter ausbauen und die gute Belegung zeigt uns, dass diese Angebote zu einer Verbesserung der Versorgungssituation für die Menschen in Marsberg beitragen konnten", erläutert Dr. med. Ulrich Pannewick, Ärztlicher Direktor, die medizinische Entwicklung des Hauses.
Zurzeit ist das Direktorium mit den betroffenen Mitarbeitenden und der Mitarbeitervertretung im Gespräch, um soziale Härten zu vermeiden. So ermöglicht die enge Kooperation mit dem Brüderkrankenhaus St. Josef, fünf Mitarbeitenden nach Paderborn zu wechseln. Dennoch fürchtet das Direktorium, nicht gänzlich auf betriebsbedingte Kündigungen verzichten zu können. "Wir bedauern diesen Schritt außerordentlich und würden gerne, genauso wie die Mitarbeitervertretung, diese Konsequenz vermeiden. Dennoch sind wir derzeit gezwungen, gemeinsamen einen Sozialplan auszuarbeiten", erläutert Verwaltungsdirektor Jörg Schneider die aktuellen Gespräche mit der Mitarbeitervertretung. Durch den Wegfall der Geburtshilfe sind voraussichtlich sieben Mitarbeitende von einer betriebsbedingten Kündigung betroffen.
Werdende Eltern, die eine Geburt im St.-Marien-Hospital geplant haben, werden zeitnah durch die behandelnden Belegärzte informiert. Ebenso sind die Krankenhäuser der Region einbezogen worden, damit gerade in der Übergangszeit eine optimale Versorgung sichergestellt ist. "Wir hoffen im Sinne der Bevölkerung, dass nach Warburg und Marsberg nicht noch weitere Kliniken in unserer Region durch die Umstände gezwungen werden, ihre Geburtshilfe schließen zu müssen", hofft auch Heinrich Lake. "Deshalb ist gerade für die kleineren Krankenhäuser wichtig, dass die Forderungen der Deutschen Krankenhausgesellschaft von der Politik ernst genommen werden. Wir können und wollen eine flächendeckende Gesundheitsversorgung sicherstellen, aber hierfür brauchen wir die Unterstützung der Politik, damit wir uns auf unsere Kernkompetenzen konzentrieren können!", appelliert der Hausobere an die Gesundheitspolitiker.
Für weitere Informationen hat das St.-Marien-Hospital Marsberg ein Bürger-Telefon eingerichtet, das sowohl am Wochenende als auch werktags zwischen 9:00 Uhr und 15:00 Uhr unter der Nummer 02992 - 605 5000 erreicht werden kann.
Über die Ursachen und Hintergründe informiert das Direktorium zudem am 11.12.2008 um 18:00 Uhr im Konferenzraum des St.-Marien-Hospitals Marsberg im Rahmen eines Bürger-Info-Abends und steht allen Interessierten für Fragen zur Verfügung.