19.11.2009
Im St.-Marien-Hospital Marsberg rücken Chirurgen und Internisten gemeinsam den Gallensteinen zu Leibe. In einem neuen Operationsverfahren, bei dem Laparoskop und Gastroskop parallel eingesetzt werden, kann in speziellen Fällen ein großer Bauchschnitt verhindert werden.
Die Entfernung von Gallensteinen im Hauptgallengang erfolgt standardmäßig mit dem Endoskop (ERCP Endoskopische Retrograde Cholangiopankreatikografie). Der Arzt führt den Endoskopieschlauch durch den Magen in den Hauptgallengang ein, lokalisiert den Stein unter Röntgendurchleuchtung, packt und entfernt ihn mit einem kleinen Fangkörbchen am Ende des Endoskops. Nach Normalisierung der Laborwerte erfolgt dann die laparoskopische Gallenblasenentfernung. Bei bestimmten Patienten ist es aus anatomischen Gründen allerdings nicht möglich, mit dem Endoskop in den Hauptgallengang zu gelangen. Bislang war in diesen Fällen eine aufwändige Operation mit großem Bauchschnitt - verbunden mit einem mindestens zweiwöchigen Krankenhausaufenthalt - unumgänglich. Im St.-Marien-Hospital Marsberg standen Chefchirurg Dr. Michael Bucher und der Chefarzt der Inneren Medizin, Dr. Ulrich Pannewick, kürzlich erstmals gemeinsam am Operationstisch, um einem Patienten diesen großen Eingriff zu ersparen. Stattdessen operierten sie den Patienten in einem sogenannten visceralmedizinischen Rendezvous-Verfahren, einer Kombination zweier bewährter minimal-invasiver, also schonender Methoden.
Der Chirurg führt zunächst mit dem Laparoskop, einen Führungsdraht über die Gallenblase durch den Gallengang in den Zwölffingerdarm. Gleichzeitig navigiert der Internist sein Gastroskop von oben bis zum Führungsdraht, umklammert diesen und zieht ihn nach oben. Anschließend wird das sogenannte Fangkörbchen am Gastroskopende aufgezogen, der Chirurg zieht mit dem Führungsdraht das Körbchen zurück und holt so den Stein heraus. Schließlich entfernt der Operateur routinemäßig die Gallenblase. Der Patient konnte dank dieser Methode bereits am fünften Tag nach der Operation gesund entlassen werden. "Dieses relativ seltene Verfahren können wir hier am St.-Marien-Hospital nur anbieten, weil Chirurgen und Internisten exzellent zusammen arbeiten und über ein hohes Maß an fachlichem Know-How verfügen", ist sich der Chefarzt des Zentrums für Chirurgie Dr. Bucher sicher. "In Zukunft ergeben sich weitere Einsatzmöglichkeiten für das Rendezvous-Verfahren", urteilt Dr. Pannewick. "Neue Behandlungstechniken in der Medizin werden heutzutage nicht mehr allein am Therapieerfolg gemessen, sondern auch an dem Ausmaß, mit dem die Patienten durch medizinische Maßnahmen belastet werden. Hier sind wir durch die gute interdisziplinäre Zusammenarbeit anderen Kliniken in der Region einen großen Schritt voraus."