28.10.2021
Wohl jeder Patient wünscht sich im Falle eines Krankenhausaufenthaltes, wohnortnah versorgt zu werden. Andererseits möchte man gerade bei selteneren Erkrankungen die fachliche Expertise einer Uniklinik in Anspruch nehmen. Dank der virtuellen Visite, die auf der Intensivstation des St.-Marien-Hospitals eingeführt wurde, ist jetzt beides möglich.
Im Rahmen des Modellprojektes
Virtuelles Krankenhaus NRW können Fachärzte des Universitätsklinikums Münster
(UKM) bei Visiten zugeschaltet werden. Technisch möglich macht dies ein mit
Computer und datensicherer Verbindung ausgestatteter Televisitenwagen, der auf
den beiden Intensivstationen zur Verfügung steht. Die Ärzte aus Paderborn und
Marsberg stellen bei komplexen oder neuartigen Fällen eine Konsilanfrage an die
Münsteraner Kollegen, vereinbaren einen zeitnahen Termin für ein Telekonsil und
tauschen alle Daten, Befunde, Laborwerte und die elektronische Fallakte über
eine eigens dafür eingerichtete digitale Plattform aus.
Im Brüderkrankenhaus St. Josef hat
Chefarzt PD Dr. med Torsten Meier die Technik zum ersten Mal am Anfang der
Pandemie Anfang 2020 genutzt. Es gab
noch keine Standards in der Behandlung des neuartigen Coronavirus. „Da waren
wir froh, dass wir uns über das Netzwerk mit den Kollegen der Uniklinik
austauschen konnten und individuell für den Patienten die bestmögliche
Weiterbehandlung festlegen konnten“, berichtet Meier. Auch Miriam Vogel und
Martin Leisin Oberärzte auf der Intensivstation des St.-Marien-Hospitals
Marsberg, haben die Technik schon getestet und für gut befunden: „Der fachliche
Austausch in Echtzeit über geteilte Bildschirme ist wirklich unkompliziert und
hilfreich, die Technik funktioniert reibungslos und wir gewinnen Fachexpertise
hinzu, die wir wieder an unsere Kollegen weitergeben können.“ Ein weiterer
Vorteil liege darin, dass risikoreiche Verlegungen in Spezialkliniken häufig
vermieden werden können. Denn jeder Transport, gerade bei Intensivpatienten,
birgt ein erhöhtes Risiko für den Patienten.
„Durch die Televisiten können wir
die Qualität der Versorgung im ländlicheren Raum auf universitäres Niveau
heben. Ein wichtiger Schritt zu noch höherer Patientensicherheit, gerade bei
selteneren Erkrankungen“, sind sich auch die Ärztlichen Direktoren Dr. Heiner
Gellhaus und Dr. Ralf Beyer einig.
Das virtuelle Krankenhaus
NRW ist eine 2019 gegründete Initiative der Landesregierung, mit der mittels
digitaler Versorgungsstrukturen landesweit spezialisierte medizinische
Expertise für die Menschen in NRW verfügbar gemacht wird. Die Anschaffung im
Brüderkrankenhaus St. Josef und im St.-Marien-Hospital Marsberg erfolgte dank
Fördermitteln aus dem Krankenhauszukunftsfonds NRW, für die sich die beiden
Einrichtungen der BBT-Gruppe beworben hatten.