04.10.2024
Dank der virtuellen Visite, die auf der Intensivstation des St.-Marien-Hospitals eingeführt wurde, kann der Patient wohnortnah auf Universitätsniveau versorgt werden. Die Kooperation wird jetzt ausgeweitet.
In den acht Betten der Intensivstation des St.-Marien-Hospitals Marsberg liegen Patienten, die schwer erkrankt sind. Gleiches gilt für die 26 Betten, die im Brüderkrankenhauses St. Josef auf der Intensivstation zur Verfügung stehen.
Chefarzt Priv. Doz. Dr. Torsten Meier, verantwortlich für die Klinik für Anästhesiologie und operative Intensivmedizin und selbst Ausbilder von Studierenden an den Universitäten Göttingen und Lübeck, weiß, wie hilfreich der kollegiale Austausch bei besonders schwierigen Fällen ist: wenn zum Beispiel ein ohnehin schwer vorerkrankter Patient an einer seltenen Komplikation leidet oder Standardtherapien unzureichend ansprechen. „Dann ist es wichtig, manchmal sogar unverzichtbar, die fachliche Expertise von Spitzenmedizinern einer Uniklinik zu bekommen. Dies ist im Brüderkrankenhaus St. Josef und am St.-Marien-Hospital Marsberg am Bett des Patienten möglich, und zwar mit Spezialisten der Uniklinik Münster.“
Dank der virtuellen Visite, die auf den Intensivstationen des Brüderkrankenhauses St. Josef Paderborn und des St.-Marien-Hospitals Marsberg (beide BBT Gruppe) eingeführt wurde, kann der Patient wohnortnah auf Universitätsniveau versorgt werden.
Die Verträge zwischen der BBT-Region Paderborn / Marsberg und dem Universitätsklinikum Münster (UKM) zur Televisite wurden nun langfristig abgeschlossen und erweitert.
So haben sich die Kooperationspartner darauf verständigt, interdisziplinäre intensivmedizinische Fallkonferenzen stationärer Patienten abzuhalten. Dafür ist bei Bedarf innerhalb von dreißig Minuten ein Facharzt in Münster zugeschaltet.
„Wir beurteilen dann gemeinsam, ob der Patient in Paderborn beziehungsweise Marsberg bleibt oder ob er eventuell verlegt wird“, so Meier. „Der fachliche Austausch in Echtzeit über geteilte Bildschirme ist unkompliziert und hilfreich, wir gewinnen Fachexpertise hinzu und können diese an jüngere Kollegen weitergeben.“
Technisch möglich macht das ein Televisitenwagen am Standort in Paderborn beziehungsweise in Marsberg, der die datensichere Verbindung nach Münster sicherstellt: Die elektronische Fallakte mit allen Befunden und Laborwerten wird über eine eigens dafür eingerichtete digitale Plattform ausgetauscht.
Florian Kroschel ist Anästhesiologe, Notfall- und Intensivmediziner und Oberarzt im Team von Torsten Meier. „Durch die Kommunikation mit Münster können risikoreiche Verlegungen unserer Patienten zum Teil vermieden werden“, so Kroschel. Die Expertise aus Münster beziehe sich auch auf die pflegerische Beratung des Intensiv-Teams: „Der Patient profitiert davon, wenn alle Berufsgruppen eingebunden werden.“
Das Projekt wurde in den beiden Krankenhäusern mit 10.000 Euro gefördert. Die Mittel stammen aus dem Innovationsfonds des Landes NRW. Ziel der Initiative der Landesregierung ist, mittels digitaler Versorgungsstrukturen landesweit spezialisierte medizinische Expertise für die Menschen in NRW verfügbar gemacht wird.